Reisebericht : Eine Reise auf die Färöer-Inseln
Grete hatte gleich nach ihrer Ausbildung ein Jahr in Thorshavn gearbeitet und sie wollte noch einmal die Stätte ihres Wirkens sehen. So buchten wir also 8 Tage mit Hotelunterkünften und Mietwagen bei 62° North.
Hier der Bericht:
1. Tag
Strahlender Sonnenschein empfing uns auf der Insel Vagar, und wir machten gleich eine Fahrt nach Sörvagur, Böur und Gásadalur. Zufällig trafen wir dort einen Isländer, der die Sonnenstrahlen im Garten sichtlich genoss und uns einiges über Pflanzversuche erzählte. Ein kurzer Wanderweg bescherte den Blick auf den Wasserfall. Das Sammeln von Mineralien in der Landschaft ist verboten! Als erstes fiel uns ein großer Unterschied zu Island auf: in Island laufen die Schafe meist frei herum, auf den Färöer sind alle Weiden streng mit Drahtzäunen abgetrennt.
2. und 3. Tag
Das abendliche Ziel ist Gjögv, dem wir uns über Eidi nähern. Vorbei am höchsten Berg der Inselgruppe, dessen Gipfel sich in Wolken hüllt. Im Hotel Gjáargardur verbringen wir zwei Nächte. Der gebuchte Folkloreabend zeichnet sich vor allem durch das reichhaltige Buffet aus, wir lernen aber auch, dass zigtausende Verse mündlich überliefert wurden und mit einem sehr einfachen Kreistanz kombiniert dargeboten werden. Zwei Musiker aus Griechenland wagen es, klassische Musik auf Klavier und Querflöte vorzutragen.
Wir machen Ausflüge zum Hafen, nach Saksun und Eiduvik. Es ist kaum vorstellbar, mit welcher Kraftanstrengung früher die Fischerboote über steilste Hellinge gewassert wurden. Die Geologen sagen, dass Vulkanismus vor etwa 60 Millionen Jahren das Land erschaffen hat. Sein Zentrum war vermutlich im Norden, denn die Basaltschichten fallen nach Süden ab. Gletscher und Bewegungen der Erdkruste haben dann das heutige Landschaftsbild geformt.
4. und 5. Tag
Klaksvik, schon ein beachtliches Städtchen mit Spital ist unser nächstes Ziel, das wir über die Hauptstrasse mit einem Abstecher nach Fuglarfjördur erreichen. Wo man früher mühselig mit Fähren übersetzen musste, gibt es heute Brücken oder (mautpflichtige) untermeerische Tunnels, die großzügig zweispurig aus dem Felsen gesprengt wurden. In manchen Orten sehen wir immer wieder „Heiße Töpfe“, den isländischen nachempfunden. Auf die Frage nach den technischen Daten erfährt man: einige Kubikmeter Wasser werden in einem hölzernen Zuber über einen Eigenbau-Heizkamin erwärmt, was um die zehn Stunden dauert und etliches an Feuerholz verbraucht. Der Akt wird nur für eine Benutzergruppe inszeniert, dann lässt man das Wasser davonrinnen. Um die Angelegenheit zu beschleunigen, baut man später auf Gasheizung um – also eine Energieschleuder ersten Ranges. Die einzige sogenannte warme Quelle brauchen Sie nicht zu suchen – sie ist auf 20°C abgekühlt.
Man kann die Färöer-Inseln mit Segelbooten umrunden oder mit den Fischern mitfahren, wir nahmen aber die Fähre nach Fugloy, stiegen in Hattarvik aus und gingen zu Fuß nach Kirkja. Vom Schiff bieten sich beeindruckende Ausblicke auf die Felsformationen. Es reizt natürlich, möglichst viele Orte zu besuchen, und so haben wir die zehnfache Ost-West-Ausdehnung der Inselgruppe an Fahrkilometern zusammengebracht. Es gibt auch viel Interessantes zu sehen, wenn auch nicht alle Kirchen aufgesperrt sind, und für Technik-Interessierte sind es die Fischerboote, die einen quadratischen Schacht ähnlich einem Schwertkasten haben, durch den der Außenbordmotor ins Wasser gesteckt wird. Dachrinnen und Fallrohre werden auch bei neueren Häusern stilecht aus Brettern zusammengenagelt und gestrichen. Wir übernachten in einem ehemaligen Seemännerheim.
Die Kost ist maritim, aufgelockert mit Gerichten aus Schaffleisch, und mit Fish and Chips ist man meist preiswert bedient. Natürlich ist das Preisniveau durch die Insellage höher wie bei uns. Etwas vornehmer geht es in der Hauptstadt Thorshavn zu, wo internationale Küche zaghafte Schritte macht.
6. bis 8. Tag
Nun sind wir endlich am Ziel! Nimmt man die alte Straße über die Berge, so kann man auf einer schmalen Stichstraße einige 100 Meter Seehöhe gewinnen und hat bei gutem Wetter Einblick in die Bergwelt. Während die Flora auf den Wiesen und Weiden außer fleischigen Sumpfdotterblumen wenig Abwechslung bietet, sind die Gärten in den Dörfern und Städten eine Augenweide. Ganz neugierig sind wir schon auf die Ruine in Kirkjubour – ein rechteckiges Bollwerk mit massiven Mauern ohne Dach. Der Konservierungsversuch mag gelungen sein, weil die Mauerkrone und die oberen Außenwände verschalt sind, aber schön ist dieser Schutz gegen die Witterung nicht geworden. Ob da wohl die Firma Uretek mit ihrem Wall Restoring System mehr Erfolg hätte?
In Hoyvik im Osten der Hauptstadt gibt es das Nationalmuseum Tjódsavn, wo man einen sehr guten Überblick über alles erhält, was die Inseln zu bieten haben. Die Frau Direktorin war mir sehr behilflich, einen Mesolith-Kristall, den ich nicht in der Natur, sondern in der Hafenmole von Sörvagur entdeckte, für unsere Gesellschaft mitzunehmen.
Ein letzter Tagesausflug führt uns auf die Insel Nólsoy, wo wir am Fährschiff Gelegenheit haben, in der Ferne die Windräder von Aeduvik zu sehen. Auf der Fahrt zum Flughafen machen wir noch einen Abstecher zum Wikinger-Gehöft Kálvalid, auf dem bis vor einigen Jahren noch eine alte Frau wohnte.
Abschließend wäre zu sagen, dass ein längerer Zwischenstopp auf einer Reise nach Island mit dem Fährschiff ganz bestimmt interessant ist. Als Empfehlung möchte ich sagen: nehmen Sie möglichst wenig Gepäck mit, denn in den meisten Hotels gibt es noch keinen Lift zu den höheren Stockwerken, und das Kofferschleppen ist doch etwas mühsam.
Wir haben dann noch einen Tag in Kopenhagen angehängt, die Hafenrundfahrt mit dem Schiff hat uns noch besser gefallen wie die Stadtrundfahrt mit dem Hop on-Hop off-Bus, und wenn einem die Wiener oder Österreichische Küche schon abgeht, dann ab ins Tivoli ins Restaurant Herzegovina, da gibt es alles von Gulasch bis Schnitzel. Die größere Auswahl hat man am Abend.
Eine nette Begebenheit hatten wir im kleinen Örtchen Hellurnar: wir besichtigten das kleine Kirchlein und zwei Männer, die vor einer kleinen Kiste mit einem Schlitz in der Mitte saßen, gaben bereitwillig Auskunft über alles, was in diesen Räumen Bedeutung hatte. Wir beschlossen also, Ihnen zum Dank ein paar Kronen zu spenden. Maria ging deshalb wieder hinein und warf einen Schein in den Schlitz. Schallendes Gelächter folgte der Aufklärung, dass es sich um eine Urne für die Gemeinderatswahl handelte und nicht um einen Opferstock.
Die färöische Sprache hat ähnliche Ursprünge wie die isländische, man versteht sich also teilweise. Der Fischfang wurde voll industrialisiert und modernste schwimmende Fabriken machen das Meer für die Fische sehr unsicher. Man ist jedenfalls bemüht, die Inseln für moderne Investoren schmackhaft zu machen. Neben dem uns bekannten Fußballsport trainiert man das ganze Jahr für Ruderwettkämpfe in den originalen oder neu gebauten Klinkerbooten.
Es würde zu weit führen, hier ausführlich über die Kultur der Einwohner zu berichten, das findet man alles auf Wikipedia, aber hervorzuheben ist, dass jahrhundertealtes Liedgut bei jedem Familientreffen stundenlang gepflegt wird.
Und – es gibt kein Militär, abgesehen von Besuchen dänischer Küstenwache.
Hans Dostal