Studienreise nach Rumänien 5.-13. Mai 2017

Unsere Fahrt nach dem Motto „Banat und Siebenbürgen und ihre kulturellen Brücken in Baltikum“ (VÖNL Reise Siebenbürgen Programm zum Herunterladen) führt uns durch eine einzigartige Landschaft mit wechselvoller Geschichte am Schnittpunkt von ungarischer, deutscher und rumänischer Kultur und im Spannungsfeld von protestantischer, orthodoxer sowie römisch- und griechisch-katholischer Konfession. Dabei weist die facettenreiche Region wenig bekannte, aber frappierende Bezüge nach Skandinavien und vor allem ins Baltikum auf. Aus den kulturellen Wechselwirkungen wollen wir drei in den Fokus unserer Rumänienreise stellen:

1. Fokus: Finnen, Esten, Liven und Magyaren haben nachweislich eine gemeinsame ethnische Wurzel in einem großen finno-ugrischen Volksstamm. Vom Ural kommend teilte sich dieser in zwei große Ströme: Ein Teil besiedelte den gesamten nördlichen Ostseeraum und ein anderer die Regionen von Siebenbürgen bis über die mittlere Donau. Die heutigen Ungarn und die siebenbürgischen Szekler dürfen insofern als ethnische Geschwistervölker von Esten, Finnen und ausgestorbenen Liven gelten. So wollen wir die magyarischen Siedlungsgebiete im heutigen Rumänien erkunden und dabei vor allem das Banat und das ostsiebenbürgische Szeklerland kennen lernen.

2. Fokus: Im Laufe des Mittelalters trat eine weitere Macht auf die Bühne der siebenbürgischen und dann der baltischen Geschichte: der Deutsche Orden. Im siebenbürgischen Burzenland gründeten die Kreuzritter eine erste Marienburg und dazu Kronstadt, die heute zweitgrößte Stadt Rumäniens. Als der Orden zum Staat im Staate mutierte, vertrieb der ungarische König die religiöse Ritterschar aus Siebenbürgen. Sie zog Richtung Ostsee und errichtete dort den Deutschen Ordensstaat, der dreihundert Jahre bis zur Reformation die mächtigste politische Größe im heutigen Baltikum wurde. In Siebenbürgen traten moselfränkische Neusiedler das Erbe des Ordens an und bauten weltweit einzigartige Kirchenburgen. Diesen soll neben den kulturellen Hinterlassenschaften des Ordens unser besonderes Augenmerk gelten. Von den ungarischen und rumänischen Mitbewohnern wurden Neuankömmlinge und Mitstreiter des Ordens als „Siebenbürger Sachsen“ bezeichnet. Sie trugen später zur Verbreitung reformatorischer Ideen in Südosteuropa bei und prägten das siebenbürgische Kulturleben bis in die Gegenwart maßgeblich. Einer ihrer Nachkommen bekleidet seit 2014 sogar das Präsidentenamt des nunmehr demokratischen Rumäniens.

3. Fokus: Nach dem Untergang des mittelalterlichen Ungarns erreichte Siebenbürgen eine kulturelle Blüte in der Zeit der Renaissance unter Stephan Báthory. Der gewählte Fürst von Siebenbürgen wurde auch König von Polen und Großfürst von Litauen und damit gleich seiner Gemahlin Anna Jagiellonica gewähltes Staatsoberhaupt von Polen-Litauen. Das Baltikum und Siebenbürgen bildeten somit eine politische Einheit und es gab im gesamten Zeitraum vom 15. bis ins 17. Jahrhundert enge Beziehungen von Siebenbürgen nach Litauen. Diese spiegelten sich vor allem in der Kultur und insbesondere in der Musik wider und wollen entdeckt werden.

Auf unserer Reise erwartet uns somit eine geschichtsträchtige Region, die mit zahlreichen immer noch wenig bekannten Bezügen zum Ostseeraum aufwarten kann. Unser historisches Besichtigungsprogramm wird ergänzt durch musikalische Streifzüge sowie von Begegnungen mit Menschen verschiedener Konfessionen und Volksgruppen.

1. Tag (Freitag, 5. Mai) – Anreise von Wien nach Temeschburg

Wir fahren von Wien vorbei an Budapest durch die große ungarische Tiefebene über Szegedin nach Temeschburg im Banat. Die ethnisch bunteste Stadt Rumäniens war Ausgangspunkt der blutigen Revolution gegen das Ceauşescu-Regime im Dezember 1989.

2. Tag (Samstag, 6. Mai) – Christianisierung der finno-ugrischen Einwanderer in Tschanad

Bei der Westexpansion der finno-ugrischen Sprachfamilie entschied sich der magyarische Teil Ende des 10. Jahrhunderts für das westliche Christentum. Zu den ältesten Bistümern noch aus der Zeit des Heiligen Stefans zählt Tschanad, die heutige Diözese Temeschburg. Wir erkunden den alten Bischofssitz: Unseren Rundgang durch die barocke Altstadt von Temeschburg begleitet Professor Dr. Walter Kindl, ein Vertreter der deutschen Minderheit der „Banater Schwaben“. Dabei besuchen wir den barocken römisch-katholischen Dom mit seiner Wegenstein-Orgel und das Diözesanmuseum. Mittags fahren wir durch das pittoreske Banater Bergland und das Miereschtal nach Hermannstadt am Fuße der Südkarpaten, dem kulturellen Zentrum der deutschen Minderheit der „Siebenbürgen Sachsen“.

3. Tag (Sonntag, 7. Mai) – Kulturzentrum Hermannstadt und Karpatendorf Michelberg

Vormittags besteht Gelegenheit zum deutschen Gottesdienstbesuch. Dann machen wir einen Rundgang durch das hervorragend erhaltene Zentrum Hermannstadts, Europäische Kulturhauptstadt 2007. Dabei sehen wir das alte Rathaus, zahlreiche Barockpaläste, die orthodoxe Kathedrale und die mittelalterliche Stadtbefestigung. Der Nachmittag führt ins deutsche Karpatendorf Michelsberg mit seiner romanischen Bergkirche, die zu den ältesten erhaltenen Gotteshäusern in Siebenbürgen zählt.

4. Tag (Montag, 8. Mai) – „Eine feste Burg ist unser Gott“

Wir fahren über Mediasch durch das Kokeltal nach Birthälm, dem alten Bischofssitz der Siebenbürger Sachsen mit markanter Kirchenburg. Am Nachmittag besuchen wir Schäßburg [Segesvár, Sighişoara], das „rumänische Rothenburg“. Der Rundgang durch die pittoreske Altstadt führt vorbei an Bergkirche, Draculahaus und der gewaltigen Stadtbefestigung. Am Spätnachmittag erreichen wir den alten Herrschaftsbereich des Deutschen Ordens, das Burzenland.

5. Tag (Dienstag, 9. Mai) – Vom Burzenland durch unbekannte Reich der Szekler

Am Vormittag besuchen wir Tartlau, eine der markantesten Kirchenburgen des Burzenlandes. Der Ort zählt noch zu den frühen Gründungen des Deutschen Ordens. Dieser suchte seine Herrschaft durch zahlreiche Wehrbauten zu sichern, die später auch das Baltikum prägen sollten. Dann unternehmen wir eine kleine Rundfahrt durch das Land der Szekler, dem wenig bekannten magyarischen Stamm und Schwestervolk von Finnen und Esten.

6. Tag (Mittwoch, 10. Mai) – Walacisce Königsresidenz und Kloster Sinaia

Ein Ausflug führt uns durch die gewaltigen Schluchten der Südkarpaten über die ehemalige österreichisch-rumänische Grenze nach Sinaia in der Walachei. Dort besichtigen wir die Residenz der rumänischen Könige von Hohenzollern-Sigmaringen und Wirkungsstätte der berühmten Dichterkönigin Carmen Sylva. Dann halten wir am Kloster Sinaia, einem Kleinod orthodoxer Sakralarchitektur und anschauliches Beispiel für den rumänischen Brâncoveanu-Stil.

7. Tag (Donnerstag, 11. Mai) – Auf den Spuren des Deutschen Ordens

Wir widmen uns Kronstadt, der wichtigsten Gründung des Deutschen Ordens: Wir sehen den alten Marktplatz mit Rathaus sowie die Stadtbefestigung mit Katharinentor und Waisenhausgässer Tor. Am Nachmittag besuchen wir die bekannte Schwarze Kirche. Das gotische Gotteshaus war einst der Ordens-Patronin Maria geweiht. Später wurde es zur Wirkungsstätte des siebenbürgischen Reformators Johannes Honterus. Organist Steffen Schlandt erwartet uns in der Kirche zur Führung an der berühmten Buchholzorgel von 1839, dem weltweit am besten erhaltenen frühromantischen Instrument. Am Abend lernen wir bei einem Konzert die Kronstädter Philharmoniker kennen.

8. Tag (Freitag, 12. Mai) Kulturzentrum Karlsburg

Wir fahren entlang der Südkarpaten durch das Alttal. Am Mittag besichtigen wir Karlsburg [Gyulafehérvár, Alba Iulia] mit seiner eindrucksvollen Habsburgischen Festung, dem römisch-katholischen Romanischen Dom und der orthodoxen Vereinigungs-Kathedrale. Die Stadt war in der Renaissancezeit kulturelles und administratives Zentrum des unter osmanischer Herrschaft stehenden Fürstentums Siebenbürgen, das in besonderer Beziehung zu Polen-Litauen stand. Nach einer Fahrt durch das reizvolle Bihargebirge erreichen wir abends Großwardein.

9. Tag (Samstag, 13. Mai) – Vom „Paris an der Kreisch“ zurück nach Wien

Vormittags spazieren wir durch Großwardein, dem „Paris am Kreischufer“. Die Jugendstil- und Barock-Stadt fungiert als Sitz von fünf Bischöfen verschiedener Konfessionen und war erste Wirkungsstätte von Michael Haydn. Nach zwei Kirchenbesichtigungen überqueren wir die jetzige ungarische Grenze und erreichen am Abend wieder Wien.

Technisches und Organisatorisches

Anmeldung, Organisation und Veranstalter: Kulturdienste Dr. Sand – Studienreisen und Musikseminare

Dr. Wolfgang Sand
Sonnenhof
CH-3929 Täsch (Wallis/Schweiz)
T +41-77-4385612
M +49-177-6431067
E wolfgang.wand@t-online.de

Handelsregister Oberwallis Nr. CH-600.1.014.853-5, Schweizer UID: CHE-350.032.624

Reiseleitung: Dr. Wolfgang Sand (Berlin und Täsch) und Prof. Dr. Walter Kindl (Temeschburg)

Reiseleistungen (Reisebedingungen zum Herunterladen): Fahrt ab und bis Wien-Schwedenplatz sowie alle Ausflüge im modernen Bus, eine Übernachtung mit Frühstück im Hotel Continental**** in Temeschburg, 2 Übernachtungen mit Frühstück im Hotel Ramada**** in Hermannstadt, 4 Übernachtungen mit Frühstück im Hotel Ambient**** in Kronstadt, 1 Übernachtung mit Frühstück im Hiltonhotel**** in Großwardein, 8mal Mittag- oder Abendessen nach Program, alle Führungen und Eintritte laut ausgeschriebenem Program, 1 Konzertbesuch in Kronstad, 2 Orgelführungen nach örtlichen Möglichkeiten (Kronstadt und Hermannstadt oder Tartlau), Gespräche mit Persönlichkeiten aus Kultur, Kirche und Wissenschaft nach Möglichkeiten, Trinkgelder für Führer, Restaurantdienstleistung und Hotel, Reisebegleitung ab und bis Wien, Reiserücktrittskostenversicherung bei der Gesellschaft Die Europäische, Informationsmaterialien, Karten und Thesenpapiere zum Reiseprogramm

Mindestteilnehmerzahl: 15 Personen

Anmeldeschluss: 31. März 2017

Reisepreis: Preis pro Person im Doppelzimmer 1.360 € und Einzelzimmerzuschlag 210